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Das digitales Nomadentum – ein Segen, eine Last oder doch beides?

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten in einem Café in Barcelona, besuchen nach der Arbeit die Sagrada Familia, steigen in ein Flugzeug und essen am nächsten Tag in einer Arbeitspause vor dem Eiffelturm Croissants. Klingt aufregend, nicht wahr? 

Dies ist nur eine Seite der Realität der digitalen Nomaden – Menschen, die ihre Routine aufgegeben haben, um an einem anderen Ort zu arbeiten, völlig losgelöst von der Realität eines herkömmlichen täglichen Lebens. Während diese Lebensart für viele verlockend klingt, kann dieser Lebensstil große Herausforderungen und unerwartete Situationen mit sich bringen und sogar Probleme für die lokale Wirtschaft in beliebten Zentren der digitalen Nomaden schaffen. 

In diesem Artikel lassen wir das perfekt aussehende Leben der digitalen Nomaden auf Instagram beiseite und geben Ihnen einen realistischeren Überblick darüber, was diese Lebensweise mit sich bringt. 

Wer sind digitale Nomaden? 

„Die Technologie verursacht keinen Wandel, aber sie verstärkt ihn. Anfang des nächsten Jahrtausends wird sie die Möglichkeit bieten, mobil zu leben und zu arbeiten“. 

Das prophezeite der japanische Autor Tsugio Makimoto bereits 1997 in seinem Buch Digital Nomad. Und obwohl das die Zeit der DVDs und CDs war, waren seine Schätzungen angesichts des technologischen Fortschritts richtig. Auch Arthur C. Clarke sprach in seinem Werk über Nomaden, die in den 2010er Jahren von Bali aus arbeiten. 

Die Idee, zu arbeiten und gleichzeitig die Strände Balis zu genießen, hat die Menschen schon vor der COVID-19-Pandemie angezogen. Im Jahr 2022, nach zwei Jahren der Lock-downs und der Arbeit im Home-Office, hat sich gegenwärtig das Arbeitsumfeld in ein flexibleres gewandelt, das vollständige Fernarbeit ermöglicht. Seitdem ziehen immer mehr Menschen in Erwägung, online und ortsunabhängig Geld zu verdienen. Kombiniert man diesen Trend mit dem des Reisens, ist es kein Wunder, dass das digitale Nomadentum so beliebt geworden ist. 

Um Ihnen ein paar interessante Statistiken zu nennen: Derzeit gibt es weltweit rund 50 Millionen digitale Nomaden. Laut der Nomad-Plattform ist ein durchschnittlicher digitaler Nomade ein 36-jähriger Mann, der als Softwareentwickler arbeitet und fünf Monate lang an einem Ort bleibt, bevor er in andere Regionen dieser Welt weiterzieht. Laut Statista sind die meisten von ihnen Amerikaner, und die beliebteste Stadt für Fernarbeit ist das australische Melbourne. 

Die Arbeit der digitalen Nomaden 

arbeit der digitalen nomaden

Aber was machen all diese Menschen? Mit dem wachsenden digitalen Nomadentum steigt auch die Nachfrage nach Fachkräften in den Bereichen Marketing, IT und anderen ortsunabhängigen Bereichen. Unternehmen in Online-Branchen wie E-Commerce, SaaS und sogar neue Online Casinos stellen ständig Content-Profis, SEO-Spezialisten, Softwareentwickler und andere Experten ein, die im Grunde genommen von überall aus arbeiten können. 

Nach Angaben von Flexjobs sind die meisten Fernarbeitsplätze in den folgenden Bereichen zu finden: 

  • IT 
  • Projekt Management 
  • Marketing 
  • Vertrieb 
  • Kundenservice 
  • Kommunikation 
  • Buchhaltung und Finanzen 
  • Verkauf 
  • Business Development 
  • Texte und Inhalte verfassen 

In der Regel handelt es sich bei digitalen Nomaden um Freiberufler, Unternehmer oder Menschen, die aus der Ferne für Unternehmen arbeiten. Viele europäische Länder und die USA stellen spezielle Visa für digitale Nomaden oder Fernarbeit aus, mit denen von überall aus gearbeitet werden kann. 

Die Vor- und Nachteile 

Wie wir bereits zuvor erwähnt haben, spiegelt der Hype um das digitale Nomadentum auf Instagram nicht unbedingt die Realität wider. Aber bevor wir diesen Lebensstil verteufeln oder in den Himmel loben, sollten wir beide Seiten der Medaille kennenlernen. 

Die Vorteile des digitalen Nomadendaseins 

Der größte Vorteil, den ein digitaler Nomade gegenüber einem normalen Büroangestellten hat, ist natürlich die Möglichkeit zu reisen. Je nachdem, was sie an einem neuen Zielort vorhaben, kann die Zeit so eingeteilt werden, wie es diese Berufsgruppe es wünscht, und die Arbeitszeiten flexibel gestalten. Viele geben zu, dass sie diesen Lebensstil als befreiend empfinden, da sie flexibel in vielen Belangen sein können. 

Zweitens entscheiden sich viele für interessante Reiseziele, in denen die Lebenshaltungskosten niedriger sind als in ihrem Heimatland, so dass sie ihre Abenteuer kostengünstig gestalten und auch Geld sparen können. 

Außerdem ermöglicht das Arbeiten an verschiedenen Orten unzählige Chancen, um ein umfangreiches Netzwerk an bedeutenden Personen aufzubauen. Beliebte Reiseziele für digitale Nomaden haben Coworking Spaces, die als Großraumbüros fungieren, in denen jeder an seiner eigenen Sache arbeitet, und man weiß nie, wen man dort antrifft. 

Die Nachteile des digitalen Nomadendaseins 

Es mag wie eine Definition von Freiheit erscheinen, aber mit so vielen Umzügen geht auch die Planung einher, die nach einiger Zeit stressig und lästig sein kann. Man weiß nie genau, was einen erwartet, wenn man von einem Ort zum anderen zieht. Es gibt so viele kleine Dinge, die man überall bedenken muss – welche SIM-Karte man kaufen sollte, welches Lebensmittelgeschäft das Beste ist, oder sogar so etwas Wesentliches wie die Frage, wo man schlafen wird. 

Man sagt, dass man sich an bestimmten Orten wie zu Hause fühlt. Das stimmt zwar, aber eine lange Zeit fernab von Familie und Freunden zu sein, kann eine zusätzliche Herausforderung sein. Gefühle der Einsamkeit sind das, was die meisten Nomaden auf ihrer Fernreise erleben, und es kann einige Zeit dauern, bis sie lernen, damit umzugehen. 

Dies sind einige persönliche Nachteile unter denen die umherziehenden Beschäftigten leiden. Aus einem breiteren Blickwinkel betrachtet kann sich das digitale Nomadentum jedoch sowohl positiv als auch negativ auf die lokale Gemeinschaft und die Wirtschaft des Aufenthaltsortes auswirken, an dem sie leben. 

Erstens bleiben Nomaden im Gegensatz zu Touristen in der Regel länger an einem Ort als die Touristensaison dauert, und sie nutzen regelmäßig die örtlichen Cafés, Restaurants und Coworking Spaces, was sich positiv auf die lokale Wirtschaft auswirkt. 

Andererseits trägt das digitale Nomadentum in einigen Ländern zur Gentrifizierung und zur Verdrängung der Einheimischen bei. In beliebten Nomadenhochburgen wie Spanien und Portugal beschweren sich die Einheimischen über die steigenden Mietpreise, die deren persönlichen Lebenserhaltungskosten in die Höhe treiben und bezahlbaren Wohnraum rar werden lassen. 

An anderen Orten, beispielsweise in Thailand oder auf Bali, ist die Kommerzialisierung ein Problem, das die traditionellen Werte aufbricht und als mögliche Bedrohung des kulturellen Erbes angesehen wird. 

Die Zukunft des digitalen Nomadentums 

digitales nomadentums

Wie sieht es mit der Zukunft der digitalen Nomaden aus? Ist diese Lebensweise auf Dauer tragfähig? 

Die Trends sind eindeutig: Das digitale Nomadentum wächst seit jeher exponentiell, und in der Post-Covid-Ära noch stärker. Im Jahr 2023 gab es 35 Millionen Menschen, die als digitale Nomaden arbeiteten. Die Zahl stieg auf 40 Millionen im Jahr 2024 und wird bis 2025 weiter wachsen, wobei mehr als 50 Millionen Menschen von diesem Lebensstil angezogen werden. In zehn Jahren wird es schätzungsweise 1 Milliarde Menschen geben, die als digitale Nomaden arbeiten. 

Es scheint, als sei das digitale Nomadentum doch ein Lebensstil, der für viele Beschäftigte anziehend wirkt. In Zukunft müssen die einzelnen Regierungen möglicherweise an einer tiefer gehenden Legalisierung arbeiten und eine klare Steuerpolitik festlegen, um sich an die aktuellen Trends anzupassen. 

Digitale Nomaden sind Menschen, die Flexibilität lieben und neugierig auf die Geheimnisse dieser Welt sind. Allerdings kann dieser Lebensstil anstrengend sein und ist daher nicht unbedingt für jeden geeignet. Bevor man alles hinter sich lässt, sollte man sich nicht nur für das begeistern, was in den sozialen Medien zu sehen ist, sondern auch den ganzen Stress, die fehlende Stabilität und natürlich die Auswirkungen auf die lokalen Gemeinschaften bedenken. 

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