Von Wir hatten das Vergnügen, ein informatives Interview mit Michael Jagersbacher, dem bekannten Ghostwriter und Inhaber eines Medienhauses, zu führen.
Seine Expertise liegt im Buch-Coaching und Fördern von ambitionierten Autoren, insbesondere in den Bereichen Schreiben und Marketing von Sachbuch-Bestsellern.
Im Interview verrät er viel über seine Einschätzung betreffend des Sachbuchmarktes und seiner Methoden des Buch-Coachings.
Wie gestalten Sie den kreativen Prozess beim Schreiben oder Buch-Coaching, um sicherzustellen, dass die einzigartige Stimme des Autors erhalten bleibt?
Michael Jagersbacher: Der Schlüssel liegt darin, zunächst eine tiefe Verbindung zum Autor und seinem Werk herzustellen. Ich beginne damit, intensiv mit dem Autor zu kommunizieren, um seine Perspektiven, seinen Stil und seine Vision zu verstehen.
Das nimmt in der Tat meist mehr Zeit in Anspruch als der Schreibprozess selbst.
Dabei lege ich besonderen Wert darauf, seine Sprache, Tonfall und die Art, wie er seine Gedanken ausdrückt, genau zu erfassen.
Während des Schreib- oder Beratungsprozesses konzentriere ich mich darauf, diese individuellen Merkmale beizubehalten. Ich verwende Techniken wie das Spiegeln des Sprachstils des Autors und stelle sicher, dass seine Kernbotschaften und Ideen im Vordergrund stehen.
Ich gebe Feedback, das konstruktiv ist und gleichzeitig die persönliche Note des Autors respektiert. Dies alles erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, sich flexibel auf unterschiedliche Schreibstile einzustellen.
Wie gehen Sie mit sensiblen Themen wie kritischem Feedback oder Änderungsvorschlägen um, um die Arbeitsbeziehung mit dem Autor zu stärken?
Bildrechte: Michael Jagersbacher
Michael Jagersbacher: Im Buch-Coaching ist es entscheidend, eine vertrauensvolle und respektvolle Beziehung zum Autor aufzubauen – dafür nehme ich mir wirklich viel Zeit.
Wenn es um kritisches Feedback oder Änderungsvorschläge geht, achte ich besonders darauf, diese auf eine konstruktive und einfühlsame Weise zu kommunizieren.
Mein Ziel ist es, dem Autor zu helfen, sein Werk zu verbessern, ohne dabei seine Vision oder seinen Schreibstil zu beeinträchtigen.
Ich bevorzuge beim Buch-Coaching einen dialogorientierten Ansatz, bei dem der Autor aktiv in den Prozess einbezogen wird. Anstatt nur Änderungsvorschläge zu machen, ermutige ich den Autor, über mögliche Lösungen nachzudenken und seine Gedanken dazu zu äußern.
Ich sehe mich als kritischer Sparringspartner, der meinen Coachingklienten besser machen will.
Jeder Autor ist einzigartig. Können Sie ein Beispiel geben, wie Sie Ihre Beratungsmethoden an unterschiedliche Bedürfnisse und Persönlichkeiten angepasst haben?
Michael Jagersbacher: Im Buch-Coaching ist es essenziell, individuell auf jeden Autor einzugehen, da jeder seine eigene Arbeitsweise, Persönlichkeit und Bedürfnisse hat.
Ein Beispiel hierfür wäre die Arbeit mit einem Autor, der sehr visuell orientiert war und Schwierigkeiten hatte, seine Ideen in Worte zu fassen. Um ihm zu helfen, habe ich Visualisierungstechniken angewandt.
Wir haben Mind Maps erstellt, um seine Gedanken zu strukturieren, und Storyboards genutzt, um die Handlungsabläufe seines Buches zu planen. Diese Methoden halfen ihm, seine Ideen klarer zu sehen und effektiver in Text umzusetzen.
Ein anderes Beispiel wäre ein Autor, der sehr strukturiert und analytisch war.
Er hatte Schwierigkeiten, sich von starren Strukturen zu lösen und seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. In diesem Fall habe ich mit ihm an Flexibilitätstechniken gearbeitet, wie freies Schreiben und kreative Schreibübungen, die darauf abzielten, seinen kreativen Prozess zu stimulieren und ihm zu ermöglichen, über den Tellerrand hinauszudenken.
Welche ungewöhnlichen Inspirationsquellen nutzen Sie für Ihre Arbeit im Bereich Buch-Coaching und Buch-Consulting, und wie beeinflussen diese Ihre Herangehensweise?
Michael Jagersbacher: In meiner Arbeit als Buch-Coach und Consultant ziehe ich Inspiration aus einer Vielzahl ungewöhnlicher Quellen, die über die traditionellen literarischen und schriftstellerischen Einflüsse hinausgehen.
Eine solche Quelle ist die Welt der bildenden Künste. Die Betrachtung von Gemälden und Skulpturen regt meine Kreativität an und hilft mir, neue Perspektiven und Herangehensweisen in der Beratung von Autoren zu entwickeln.
Tatsächlich bin ich selbst Kunstsammler und umgebe mich selbst mit Kunst.
Zum Beispiel nutze ich manchmal die Techniken der Bildkomposition, um Autoren dabei zu unterstützen, Szenen in ihren Büchern lebendiger und visueller zu gestalten.
Ein weiteres Beispiel ist die Musik. Ich finde, dass unterschiedliche Musikgenres und -stile dabei helfen können, unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären zu erfassen.
Dies nutze ich in meinen Coaching-Sitzungen, indem ich Autoren ermutige, Musik als Werkzeug zur Vertiefung ihrer emotionalen Verbindung zu ihren Werken zu verwenden.
Ein Autor, der an einer dramatischen Szene arbeitet, könnte sich beispielsweise von klassischer Musik inspirieren lassen, während entspannende Melodien hilfreich sein können, um kreative Blockaden zu lösen. Auch Meditationsarbeit ist Teil meines Repertoires.
Welche aktuellen Trends im Buchmarkt sehen Sie als besonders einflussreich für Autoren und wie integrieren Sie diese in Ihr Buch-Coaching?
Bildrechte: Michael Jagersbacher
Michael Jagersbacher: Der Buchmarkt ist ständig im Wandel, und es gibt einige Trends, die ich als besonders einflussreich für Autoren sehe. Ein solcher Trend ist die wachsende Popularität von E-Books und Hörbüchern.
Diese Formate bieten neue Möglichkeiten für Autoren, ihre Werke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
In meiner Beratung ermutige ich Autoren, diese Formate zu berücksichtigen und ihre Werke entsprechend anzupassen. Das kann beispielsweise bedeuten, sich auf eine prägnantere Sprache zu konzentrieren, die auch beim Hören gut funktioniert.
Ein weiterer wichtiger Trend ist die Zunahme der Selbstveröffentlichung. Dank der Fortschritte im digitalen Publishing ist es für Autoren einfacher geworden, ihre Bücher ohne traditionellen Verlag zu veröffentlichen.
Ich arbeite mit Autoren daran, die besten Strategien für Selbstveröffentlichung und Marketing zu entwickeln, um ihre Werke erfolgreich zu promoten.
Über diese Expertise verfügen die wenigsten Buch-Consulter.
Wie hat sich Ihre Arbeit als Ghostwriter und Buch-Coach im Laufe der Jahre verändert und was war der größte Lernmoment in Ihrer Karriere?
Michael Jagersbacher: Im Laufe meiner Karriere als Ghostwriter und Buch-Coach – die mittlerweile mehr als 30 Bücher und 10 Jahre umfasst – habe ich zahlreiche Veränderungen und Entwicklungen erlebt.
Zu Beginn meiner Laufbahn konzentrierte ich mich hauptsächlich auf das Schreiben und die stilistische Gestaltung von Texten. Mit der Zeit erkannte ich jedoch, dass Buch-Coaching weit mehr als nur das Schreiben umfasst.
Es geht darum, Autoren bei der Entwicklung ihrer Ideen zu unterstützen, ihre kreativen Fähigkeiten zu fördern und sie durch den gesamten Publikationsprozess zu begleiten.
Eine der größten Veränderungen war die zunehmende Digitalisierung. Die Möglichkeiten des digitalen Publizierens und die Nutzung von Social Media haben die Art und Weise, wie Autoren ihre Werke veröffentlichen und vermarkten, grundlegend verändert.
Als Reaktion darauf habe ich mein Angebot erweitert, um Autoren auch in diesen Bereichen zu beraten.
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Buch-Coachings und -Consultings vor? Gibt es neue Methoden oder Technologien, die Sie gerne in Ihre Arbeit integrieren würden?
Michael Jagersbacher: Ich sehe die Zukunft des Buch-Coachings und -Consultings als ein spannendes Feld, das sich ständig weiterentwickelt und neue Möglichkeiten bietet.
Die Digitalisierung spielt dabei eine zentrale Rolle. Ich erwarte, dass Online-Coaching-Plattformen und -Tools weiter an Bedeutung gewinnen werden. Diese ermöglichen eine effiziente und flexible Zusammenarbeit zwischen Autoren und Coaches, unabhängig von ihrem geografischen Standort.
Ich plane, solche Plattformen noch intensiver zu nutzen, um meinen Klienten einen noch zugänglicheren und interaktiveren Coaching-Service anzubieten.
Ein weiterer Aspekt, den ich für die Zukunft des Buch-Coachings als entscheidend erachte, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). KI-Tools könnten zum Beispiel dabei helfen, Textanalysen durchzuführen, Schreibstile zu optimieren und sogar narrative Strukturen zu verbessern.
Während ich immer den menschlichen Aspekt des Coachings im Vordergrund sehe, bin ich offen dafür, KI als unterstützendes Werkzeug zu integrieren, um Autoren zusätzliche Perspektiven und analytische Einblicke in ihre Arbeit zu bieten.
Über den Interviewpartner:
Bildrechte: Michael Jagersbacher
Michael Jagersbacher ist Autor, Ghostwriter von über 30 Sachbüchern und Herausgeber der Online-Magazine www.wirtschaftscheck.de und www.leadermagazin.de.
